Konzepte für lesbische, schwule, bi, trans*, inter* und queere Menschen
Wir GRÜNE setzen uns für die Rechte und Akzeptanz von lesbischen, schwulen, bi, trans*, inter* und queeren Menschen (LSBT*IQ ) ein. Wir stellen uns der Diskriminierung von LSBT*IQ entgegen und wollen die enge Zusammenarbeit mit den LSBT*IQ-Akteur*innen in Darmstadt, insbesondere mit dem Verein vielbunt, weiter vertiefen.
vielbunt feierte unlängst sein zehnjähriges Bestehen. Seit seiner Gründung leistet der ehrenamtlich organisierte Verein einen wichtigen Beitrag zu einer toleranten und vielfältigen Stadtgesellschaft. Er gibt queeren Menschen ein Gesicht und wirkt durch Aufklärung homo- und transfeindlicher Diskriminierung entgegen.
Dies unterstützen wir GRÜNE ausdrücklich. Wir sind am Ziel, wenn queeres Leben in Darmstadt selbstverständlich ist und sich LSBT*IQ nicht mehr vor Diskriminierung und Benachteiligung fürchten müssen.
LSBT*IQ sind sichtbarer – Darmstadt ist queerer geworden. Die Stadt zeigt seit Jahren Flagge, ob zum Christopher Street Day, zum Internationalen Tag gegen Homo-, Bi- und Trans*feindlichkeit (IDAHOBIT) oder zum Jahrestag des Stonewall Aufstands in New York.
2016 wurde in der Oetinger Villa eines der bundesweit ersten queeren Zentren geschaffen. Unter der Trägerschaft von vielbunt gibt es dort offene Jugendarbeit, kulturelle Veranstaltungen und Beratungsangebote. 2020 wurde der Prozess für die Errichtung eines Denkmals für die nach §175 verfolgten Homosexuellen abgeschlossen und eine LSBT*IQ-Stelle in der Stadtverwaltung eingerichtet.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass die städtische Koordinierungsstelle ausgebaut wird, um die Diversitykompetenz der Verwaltung weiter zu stärken.
>>> Unser Ziel ist es, in Zusammenarbeit mit vielbunt, der queeren Community in Darmstadt, der LSBT*IQ-Netzwerkstelle Südhessen sowie der Antidiskriminierungsstelle des Landes Hessen und weiteren LSBT*IQ-Akteur*innen Strategien zu erarbeiten und umzusetzen, um queeres Leben in Darmstadt noch stärker zu unterstützen und die Akzeptanz weiter zu fördern.
1. SCHLAU – Aufklärungsarbeit an Schulen
Mit seinem deutschlandweit vorbildlichen Projekt SCHLAU bietet der Verein vielbunt Workshops für Schulklassen und Jugendgruppen an, um hinsichtlich Fragen sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identitäten ins Gespräch zu kommen und zu sensibilisieren. Diese Arbeit wird von der Stadt unterstützt und gefördert. > Bildung
>>> Wir möchten das Projekt mit einer hauptamtlichen Stelle zur Terminkoordination unterstützen. Diese soll beim Träger vielbunt angesiedelt werden.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass an Schulen qualifizierte Personen benannt werden, die als Ansprechpartner*in für queere Themen zur Verfügung stehen.
2. Bildungsangebote für Mitarbeitende in Kitas
Familienformen werden immer vielfältiger. Es gibt Patchwork- oder Einelternfamilien sowie sogenannte Regenbogenfamilien, in denen mindestens ein Elternteil schwul, lesbisch, bisexuell oder transgeschlechtlich lebt. Auch die geschlechtliche Identität bei Kindern ist nicht immer eindeutig. In Kitas gibt es inter- und transgeschlechtliche Heranwachsende sowie Kinder, die sich später einmal als lesbisch, schwul oder bisexuell identifizieren. Erzieher*innen und Pädagog*innen erleben dies in ihrem Kita-Alltag, sind aber im Umgang diesbezüglich wenig geschult.
>>> Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass die Bildungsangebote für Erzieher*innen um queere Themen erweitert werden, um den Bedürfnissen von inter- und transgeschlechtlichen Kindern gerecht zu werden.
3. Geschlechtsneutrale Toiletten und Sanitäranlagen
In vielen europäischen Ländern sind Unisex-Toiletten bereits Normalität. Sie stehen allen zur Verfügung, sodass der Zwang entfällt, sich beim Gang auf die Toilette für ein Geschlecht entscheiden zu müssen. Zudem werden trans- und intersexuellen Menschen vor dem Vorwurf geschützt, das vermeintlich falsche WC zu nutzen.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass in öffentlichen Gebäuden insbesondere im Zusammenhang mit Renovierungs- und Umbaumaßnahmen sowie bei Neubauten vermehrt geschlechtsneutrale Toiletten einrichtet werden.
>>> In Sportstätten soll bei Baumaßnahmen auf die Verfügbarkeit geschlechtsneutraler Umkleiden und Sanitäranlagen geachtet werden. > Sport
4. Unterbringungsmöglichkeiten für queere Jugendliche bei häuslichen Konflikten
Gerade in der Phase der Identitätsfindung kann es für queere Jugendliche zu Konflikten im Elternhaus kommen, wenn Eltern oder Erziehungsberechtigte eine LSBT*IQ-Identität nicht akzeptieren. Werden die Jugendlichen in ihrer Entwicklung diskriminiert, eingeschränkt oder kommt es gar zu körperlicher Gewalt können psychische Problem die Folge sein.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass das städtische Angebot an betreuten Unterkunftsmöglichkeiten dahingehend erweitert wird, dass auch queere Jugendliche adäquat aufgenommen werden können.
5. Queer im Alter
In Deutschland leben schätzungsweise rund eine Millionen über 65-Jährige, die sich als Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen identifizieren. So vielfältig und unterschiedlich sie und ihre Lebensgeschichten auch sind, was viele von ihnen verbindet, ist die gemeinsame Erfahrung von Ablehnung, Ausgrenzung, Diskriminierung, Denunziation und teilweise auch von Gewalt und Strafverfolgung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und/oder geschlechtlichen Identitäten.
Im Alter sind LSBT*IQ dieser sogenannten Baby-Boomer-Generation aufgrund geringerer familiärer Unterstützung beziehungsweise höherer Kinderlosigkeit stärker auf professionelle Einrichtungen der Altenhilfe angewiesen. Gleichzeitig ziehen sie sich nach allgemeiner Einschätzung aus Wissenschaft und Praxis in Pflegeheimen zunehmend zurück. Oder sie bleiben als LSBT*IQ unsichtbar, da die eigene Identität aus Angst vor erneuter Zurückweisung nicht selten verborgen gehalten wird.
>>> Wir wollen für queere Menschen im Alter ein diskriminierungsfreies Umfeld schaffen, in dem sie Akzeptanz und Respekt erfahren. Dafür sollen den Mitarbeiter*innen von entsprechenden Einrichtungen und Pflegediensten Schulungen und Fortbildungsmaterial angeboten werden. Wo nötig, sind vor Ort Beratungsmöglichkeiten zu schaffen.
>>> Ferner setzen wir uns dafür ein, dass in Kooperation mit dem Seniorenbeirat Maßnahmen für queere Senior*innen erarbeitet werden.
6. LSBT*IQ noch sichtbarer machen
Die Präsenz von LSBT*IQ in Werbung und Film-Produktionen erhöht ihre Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung. Zu diesem Ergebnis kam Ende 2019 eine repräsentative Umfrage der amerikanischen LSBT*IQ-Organisation GLAAD und des Konsumgüter-Konzerns Procter & Gamble unter über 2.000 erwachsenen US-Bürger*innen.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass die Stadt sowie die kommunalen Unternehmen in Werbeanzeigen und Publikationen darauf achten, die Vielfalt unserer Bürgerschaft zu zeigen, beispielsweise durch die Abbildung von Regenbogenfamilien.
>>> Uns ist es wichtig, dass in Kindertagesstätten und Schulen auch Bücher angeschafft werden, die die vielfältigen Lebensweisen altersangemessen thematisieren.
7. Queer international
Der Stonewall-Aufstand in der New Yorker Christopher Street im Jahr 1969 markiert einen Wendepunkt in der Geschichte sexueller Minderheiten. Seither setzen sie sich in den USA sowie in vielen anderen Ländern der Welt selbstbewusst für ihre Rechte ein. Doch nicht überall sind sie akzeptiert und rechtlich gleichgestellt. Auch in einigen unserer Partnerstädte erfahren LSBT*IQ Ausgrenzung.
Unter den Geflüchteten, die in den vergangenen Jahren nach Darmstadt kamen, sind ebenfalls queere Menschen. Diese haben es in den Gemeinschaftsunterkünften oft besonders schwer, da in vielen Kulturen Trans- und Homofeindlichkeit noch weit verbreitet sind.
>>> Wir setzen uns für Schulungsangebote innerhalb des Bereichs Asyl- und Ausländerwesen ein, um Beschäftigte für die Bedarfe queerer Menschen zu sensibilisieren und Lösungsmöglichkeiten in Fragen der Unterbringung zu erarbeiten.
>>> Wir wollen die politische Teilhabe und gesellschaftliche Akzeptanz von LSBT*IQ in unseren internationalen Partnerstädten durch gegenseitigen Austausch weiter verbessern.
8. Queer im Sport
Sport ist traditionell von einer eindeutigen Trennung nach Stereotypen geprägt. Im Training, in Wettkämpfen, auf Weltranglisten und bei Olympia ist die Aufteilung nach Mann und Frau grundlegendes Prinzip. An gemeinschaftlichen sportlichen Aktivitäten teilzunehmen, stellt daher für queere Menschen meist eine Herausforderung dar.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass mehr Sportangebote für queere Menschen initiiert werden.
>>> Vereine, die Projekte für trans* und inter* Jugendliche und Erwachsene sowie LSBT*IQ-Menschen im Allgemeinen schaffen möchten, sollen bei der Umsetzung dieser Projekte von der Stadt unterstützt werden. Die städtische LSBT*IQ-Stelle soll hierbei eine koordinierende Rolle einnehmen.