Bildung

Zukunft durch gute Bildung

Gute Bildung ist der Schlüssel für Chancengleichheit und Teilhabe. Sie fördert die individuelle Entwicklung, sichert Beschäftigung und eigenständige Existenzsicherung, begünstigt Stadt- und Kulturentwicklung und ist bedeutsam für die Gestaltung der Stadt als attraktives Lebens- und Wohnumfeld und zugleich als Wirtschaftsstandort.
Bildungsbiografien setzen heute lebenslanges Lernen voraus. Deshalb heißt gute Bildung für alle, Bildung für alle Altersgruppen. Sie umfasst frühkindliche Grundbildung und Erwachsenenbildung, allgemeine Bildung und berufliche Bildung, schulische und außerschulische Bildung, formale und informelle Bildung, Hochschulbildung und Weiterbildung. Lern- und Bildungsorte sind vielfältig: Familien, Kindertagesstätten, Schulen, Kinder- und Jugendzentren, Vereine, Migrantenselbstorganisationen, Volkshochschulen, Familienzentren, Akademien, freie Bildungsträger, Betriebe, Kammern, Hochschulen, Universitäten und viele mehr.
Wirkungsvolle Bildung stellt die unterschiedlichen Anforderungen und Kompetenzen der Menschen in den Mittelpunkt. Angesichts der Herausforderungen der Wissensgesellschaft, der Strukturveränderungen durch Digitalisierung, des demografischen Wandels, des Rechtsanspruchs auf Inklusion und der Internationalisierung bedeutet gute Bildung, das Bildungssystem an den Biografien zu orientieren. Insofern wollen wir Bildungsstrukturen ermöglichen, die allen Menschen die Teilhabe an Bildung und individuell ausgerichteter Förderung eröffnen.
Die kommunalpolitischen Einflussmöglichkeiten auf Bildung sind vielfältig, müssen aber mit landespolitischen und bundespolitischen Verantwortlichkeiten zusammengedacht und zusammengeführt werden, damit die politischen Ebenen aufeinander wirken und konstruktiv ineinandergreifen.

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1. Bildung für Chancen- und Teilhabegerechtigkeit

1.1. Integrierte und individuelle Förderung

Gute Bildung ist für uns GRÜNE mehr als nur Vorbereitung auf das Arbeitsleben und Qualifikation für einen flexiblen Arbeitsmarkt. Mit frühkindlicher Grundbildung und früher Sprachförderung wollen wir die Teilhabe, Inklusion und Integration aller Kinder von Beginn an unterstützen. Schulische Bildung muss Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen vielfältige Lernerlebnisse und -erfolge, Anregungen und soziale Kontakte ermöglichen. Statt einer Schulstruktur, die früh aussortiert, brauchen wir eine Schule, die die Lernenden integriert und individuell fördert und fordert – Begabte genauso wie Benachteiligte. Unabhängig von ihrer Herkunft und ihren sozialen Voraussetzungen muss jungen Menschen die Möglichkeit geboten werden, sich individuell und ihren Neigungen beziehungsweise Talenten und Zielen entsprechend zu entwickeln.
Als unverzichtbare Bestandteile bei der Vermittlung guter Bildung stehen nach GRÜNEM Verständnis folgende Punkte im Zentrum:

  • die Entwicklung einer individuellen und reflektierten, starken und selbstbewussten Persönlichkeit
  • die Erziehung zu einem demokratischen Grundverständnis und verantwortlichem gesellschaftlichem Handeln
  • das Erlernen sozialer, personaler und fachbezogener Kompetenzen

1.2. Gesellschaftliche Herausforderungen

Die größten Herausforderungen und zugleich auch Chancen für die Bildungspolitik sind derzeit die Gestaltung des technologischen und medialen Wandels, die Internationalisierung und globale Vernetzung, die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens, die Pluralisierung der Lebenskonzepte und die Zunahme von Vielfalt. Weitere Entwicklungsanforderungen entstehen durch die Integration von Migrant*innen und die weitere Ausgestaltung der Bildungseinrichtungen zu Stätten lebendiger und selbstverständlicher Inklusion. Daraus entstehen auch neue Anforderungen an die Strukturen und die Organisation der Bildungsangebote in Darmstadt. Für uns GRÜNE bedeutet das:

  • Kitas als Orte frühkindlicher Bildung sollen möglichst alle Kinder erreichen und die Sprach- und Persönlichkeitsentwicklung aktiv und auf einem hohen Qualitätsniveau unterstützen.
  • Die städtische Schullandschaft ist bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und auszubauen.
  • Anschlüsse, Übergänge und Einstiege sollen möglichst passgenau in allen Lebensphasen möglich sein.
  • Die Vernetzung und Kooperationen in regionalen Bildungslandschaften sind voranzubringen und zu stärken.

1.3. Inklusion statt Ausgrenzung

„Inklusive Bildung“ bedeutet, allen Menschen einen Zugang zu hochwertiger Bildung zu ermöglichen und sie in die Lage zu versetzen, ihre Potenziale zu entfalten. Dies schließt Benachteiligung jeder Art aus. Stattdessen sollen alle Menschen – Ältere, Migrant*innen, Menschen mit Behinderung, Arbeitslose etc. – gleiche Chancen auf dem Bildungs- und Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft erhalten. Inklusive Bildung bedeutet gleichberechtigte Teilhabe an den Bildungsangeboten zur Entfaltung und Entwicklung der eigenen Möglichkeiten. Wir GRÜNE stehen für Konzepte einer Bildungspolitik,

  • die zukunftsorientiert sind und jeder/jedem die Teilhabe an Bildung ermöglichen.
  • die individuelle Förderung und Bildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unabhängig von der sozialen Herkunft garantieren.
  • die Vielfalt anerkennen und deren Potenziale nutzen.

1.4. Voraussetzung für gute Bildung sind gute Schulen

Darmstadts Stadtgesellschaft ist vielfältig. Aufgrund der Attraktivität des Standorts wird sie noch differenzierter und bunter werden. Entsprechend braucht Darmstadt eine vielfältige Schullandschaft, bestehend aus Grundschulen, Stadtteilschulen und Gesamtschulen, Förderschulen, Gymnasien, berufsbildenden Schulen und Schulen in freier Trägerschaft. GRÜNE Bildungspolitik möchte daher alle Schulen und Schulformen darin unterstützen, mit unterschiedlichen Profilen zur Kompetenzentwicklung beizutragen, um den Anspruch auf Persönlichkeitsbildung und Bildungsgerechtigkeit zu realisieren.

 

2. Schulbausanierungsprogramm: Ausreichend finanzielle Mittel für gute Raumkonzepte

Darmstadt ist Bildungsstadt. Die Vielfalt der unterschiedlichen Schulen innerhalb der Stadtgrenzen sucht ihresgleichen. Es gilt, diese weiterhin zu stärken und auszubauen. Bei Schulneubauten ist es wichtig, innovative Raumkonzepte zu entwickeln, die den aktuellen pädagogischen und sozialen Anforderungen gerecht werden. Für die Umsetzung der rhythmisierten gebundenen Ganztagsschule sind beispielsweise Funktionsräume wie Mensen oder Aufenthaltsräume für die Mittagspause notwendig. Multiprofessionelle Teams wiederum benötigen vielfältige Differenzierungsräume, die auch für die diversen Betreuungsangebote sinnvoll nutzbar sein sollten. So gilt es, zunehmend Räume zu entwickeln, die ganz unterschiedlich einsetzbar sind.
Starre pädagogische Konzepte mit vorwiegend Frontalunterricht sind größtenteils überholt. Innovativer Unterricht ist in flexiblen, offenen und großzügigen Räumlichkeiten eher möglich als in engen und geschlossenen. Eine angenehme, helle Umgebung und Plätze, an denen in Ruhe etwas erarbeitet werden kann, machen es viel leichter, zeitgemäße Pädagogik einzusetzen. Neue Raumkonzepte sind insofern als Angebote und als Chancen für die Lehrer*innen zu verstehen. Auch hat die Corona-Krise gezeigt, dass weiterhin Waschbecken und Mittel zur Handhygiene in oder vor jedem Klassenraum wichtig sind.

2.1. Gute Schulbauten für Darmstadt

Das Schulbausanierungsprogramm zeigt transparent die bereits umgesetzten Projekte und die Priorität der anstehenden Sanierungsmaßnahmen. Neue Schulbauten entstehen in der Lincoln-Siedlung und im Ludwigshöhviertel. Auch bereits bestehende Schulen werden entweder saniert oder erhalten Neubauten. Zu nennen ist hier die Bertold-Brecht-Schule, die Heinrich-Hoffmann-Schule und die Christoph-Graupner-Schule. Die Kyritzschule wurde wieder in Betrieb genommen. Darüber hinaus sieht der aktuelle Schulentwicklungsplan für die Primarstufe den Bau von zwei weiteren Grundschulen vor. Diese Projekte sollen schrittweise angegangen werden.
>>> Wir wollen das Schulbausanierungsprogramm fortsetzen, notwendige Schulneubauten auf den Weg bringen und diese Projekte weiterhin mit den notwendigen finanziellen Mitteln hinterlegen.
>>> Wir setzen uns dabei auch dafür ein, dass den Kindern und Jugendlichen ausreichend Entfaltungs- und Freiräume im kreativ-musischen oder im sportlichen Bereich zur Verfügung gestellt werden.
>>> Bei der Projektierung von Sanierungs- bzw. Neubaumaßnahmen für öffentliche Gebäude (Kitas, Schulen usw.) sollen künftig die Anforderungen an eine gesundheitsfördernde – und speziell auch pandemietaugliche – Ausgestaltung Berücksichtigung finden. Dazu soll vor dem Hintergrund der Erfahrungen während der Corona-Pandemie ein Konzept mit grundlegenden Kriterien und geeigneten baulichen Maßnahmen entwickelt werden.

2.2. Sanierung und Ausbau der Beruflichen Schulen

Nach Jahrzehnten des Stillstands werden derzeit mehr als 130 Mio. Euro in die Sanierung und Neugestaltung des Berufsschulzentrums Nord investiert. Damit ist es das größte Schulbauprojekt der Wissenschaftsstadt Darmstadt. In die Planung wurden die Lehrkräfte, die Kammern und die Schulleitungen einbezogen. Der erste Bauabschnitt ist fertiggestellt. Die Mensa eröffnet im Sommer 2021.
Auch haben wir erreicht, dass das Berufsschulzentrum Mitte umfangreich modernisiert wird. Beide Sanierungsprojekte erfolgen nach Kriterien der Energieeffizienz.
>>> Integriert werden soll am Berufsschulzentrum Nord auch ein Lernzentrum für Erneuerbare Energien. Es bietet eine ausgereifte Lernumgebung für den Erwerb fachlicher Kompetenzen in diesem Bereich – ein wichtiger und konkreter Beitrag zum Umgang mit der Klimakrise. > Klimaschutz

 

3. Inklusion konkret – Eine Chance für unser Schulsystem

Inklusion ist für uns Darmstädter GRÜNE weiterhin eine Herausforderung in der kommunalen Bildungspolitik. Sie findet täglich in den unterschiedlichsten Einrichtungen statt.
Die Stadt hat als Schulträgerin inklusive Konzepte entwickelt und umgesetzt. Ein herausragendes Beispiel findet sich im Eberstädter Süden: Die Mühltalschule als Förderschule mit dem Schwerpunkt „Lernen“ und die benachbarte Ludwig-Schwamb-Schule als Grundschule haben sich gemeinsam auf den Weg zur Inklusion gemacht. Diesen gilt es weiterhin positiv zu begleiten.
In der Lincoln-Siedlung entsteht zurzeit eine neue Grundschule für 400 Kinder. Die Schule soll alle Möglichkeiten einer inklusiven, gebundenen Ganztagsschule erhalten. Das Modell zeigt, dass wir konsequent unser Ziel verfolgen, die baulichen Voraussetzungen für gute pädagogische Arbeit zu schaffen. > Gesellschaftspolitik
>>> Den Prozess der Inklusion werden wir weiter fördern.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass beim Aufbau der Schulangebote in den neuen Darmstädter Quartieren (z.B. im Ludwigshöhviertel) tragfähige Konzepte zur Inklusion modellhaft entwickelt, konsequent umgesetzt und evaluiert werden. Gleichzeitig soll erfolgreich Erprobtes auf das gesamte Stadtgebiet übertragen werden.

Inklusion gilt als Prinzip für alle Schulformen. Wir GRÜNE werden im Rahmen unserer Möglichkeiten alle Darmstädter Schulen auf ihrem inklusiven Weg unterstützen. Inklusion ist nicht zum Null-Tarif zu erreichen. Wir setzen uns dafür ein, dass auch innerhalb des Schulbausanierungsprogramms weiterhin ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt werden, um die räumlichen Rahmenbedingungen für gute inklusive Schulen zu schaffen.
Des Weiteren werden wir den Arbeitskreis Inklusion, in dem unterschiedliche Bildungseinrichtungen sowie innere und äußere Schulverwaltung regelmäßig zusammenfinden, aufgreifen und den Erfahrungsaustausch intensivieren.
>>> Auf kommunaler Ebene werden wir bei Schulneubauten und Schulsanierungen folgende Aspekte berücksichtigen: barrierefreier Ausbau oder Umbau von Schulgebäuden, Bereitstellung von Differenzierungsräumen und Räumen für „praktisches Tun“, offene Lernlandschaften für einen multifunktionalen Einsatz, inklusionsgerechte Sanierung von Turnhallen und bedarfsgerechte Schaffung von Psychomotorikräumen.

 

4. Corona-Krise als Katalysator für eine Digitalisierungs- und Medienbildungsoffensive an Darmstädter Schulen

Durch die Corona-Krise wurde das Schulsystem vor große Herausforderungen gestellt. Viele Lehrer*innen haben mit Unterstützung der Eltern dazu beigetragen, sie zu meistern und versucht, mithilfe digitaler Werkzeuge den Bildungsauftrag der Schulen soweit wie möglich zu erfüllen. Dabei waren diejenigen erfolgreicher, bei denen die Digitalisierung in der Schule bereits vorangeschritten ist.
Die in der Krise gewonnenen Erfahrungen im Umgang mit digitalen Tools müssen genutzt und gewinnbringend für eine zukunftsweisende Gestaltung des Schulalltags eingebracht werden. Klassischer Unterricht und digitale Lern- und Arbeitsformen werden sich verstärkt ergänzen.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass die Digitalisierungsoffensive des Bundes von der Stadt unterstützt und vorangetrieben wird. Datenschutz und Rechtssicherheit müssen dabei gewährleistet bleiben.

Digitale Systeme sollen in Abstimmung mit den Erfordernissen der Schulen flexibel bereitgestellt werden. Dabei ist eine Verknüpfung mit dem Schulportal des Landes Hessen wünschenswert. Eine generelle Festlegung auf Hardware oder Softwaresysteme einzelner Anbieter*innen sollte möglichst vermieden werden. An den Stellen, an denen der Einsatz geeignet ist, wünschen wir uns die verstärkte Verwendung und die Weiterentwicklung von Open Source Software. Die Angebote der Digitalstadt im Bildungsbereich sollen ausgebaut und mit den Erfordernissen der Schulen vernetzt werden.
Zukünftig muss Schule noch stärker die Anforderungen an Lebens- und Arbeitswelt sowie Studium und Ausbildung reflektieren und digital vernetzen. Der Einsatz digitaler Medien und Plattformen leistet einen Beitrag dazu, die heutige Schülergeneration auf die Herausforderungen der zunehmend digitalen Arbeitswelt und des lebenslangen Lernens vorzubereiten. Zugleich unterstützt er die Möglichkeiten zur Individualisierung des Lernens (zum Beispiel Bereitstellung zusätzlicher Arbeits- und Übungsmaterialien; Tools für Feedback; Möglichkeiten, Lern- und Arbeitsergebnisse zu teilen) und zur engen Zusammenarbeit der
Lehrkräfte.
Der im Herbst 2020 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossene Medienentwicklungsplan der Wissenschaftsstadt Darmstadt stellt in diesem Prozess einen sehr wichtigen Meilenstein dar und beschreibt sowohl die Themen „Hardware“, „Software“ als auch „Support“ in vorbildlicher Weise. Neben der Verbesserung der Ausstattung an den Schulen selbst (schnellere Internetanbindung, WLAN-Ausbau, Hardware und Software in Klassenräumen und für Schüler*innen) wird auch das Thema eines systematischen Ausbaus von zentralen IT-Dienstleistungen beim Schulamt für die Schulen vorangetrieben.
>>> Wir unterstützen den mit dem Medienentwicklungsplan eingeschlagenen Weg der Digitalisierungsoffensive der Stadt und wollen dessen zügige Umsetzung und die daraus folgenden Schritte mit hoher Priorität sicherstellen.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass alle Schüler*innen einen gleichwertigen Zugang zu digitaler Bildung erhalten. Dies muss unabhängig von den finanziellen Verhältnissen der Familien oder der sozialen Lage erfolgen.
>>> Alle Schulen benötigen eine zukunftsfähige digitale Infrastruktur, um einen digital unterstützten Unterricht zu gewährleisten. Dafür braucht es an den großen Schulen ins Kollegium integriertes IT-Fachpersonal. Kleinere Schulen sollen durch das IT-Fachpersonal des Schulamtes unterstützt werden.
>>> Technische Ressourcen müssen an aktuelle IT-Standards angepasst werden.
>>> Den Lehrenden soll eine entsprechend ihren jeweiligen schulischen Anforderungen personengebundene Ausstattung zur Verfügung gestellt werden, beispielsweise Notebook, Headset, Dokumentenkamera und Webcam inklusive erforderlicher Software. Dabei können kommunale Mittel, Landes- und Bundesmittel in konstruktiver Weise zusammengefasst werden.

4.1. Medienpädagogik

Schulen brauchen ausgebildete Medienpädagog*innen. Diese müssen eng mit Lehrkräften und Schulsozialarbeiter*innen zusammenarbeiten. Im Interesse unserer Kinder und Jugendlichen ist es die gemeinsame Aufgabe aller an unseren Schulen Beschäftigten, eine zukunftsweisende Medienpädagogik unter Zuhilfenahme digitaler Technik pädagogisch und institutionell zu verzahnen.
Mit dem Medienentwicklungsplan wurde ein strategisches Konzept für die informationstechnische Ausstattung der Schulen im pädagogischen Bereich erarbeitet. Damit wurde zugleich die Basis für die konkreten Fortschritte im Bereich der Medienpädagogik in den kommenden Jahren geschaffen.
Das Mediendiplom bietet eine wesentliche Grundlage für die souveräne, kreative und strukturierte Nutzung digitaler Medien. Im Haus der digitalen Medienbildung gibt es Workshops, Online-Veranstaltungen und Diskussionsrunden für verschiedene Zielgruppen.

 

5. Schulentwicklung in der Bildungsregion Darmstadt und Darmstadt-Dieburg

Bei der Schulentwicklung ist es uns besonders wichtig, dass zur Entkopplung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg beigetragen wird: Kinder und Jugendliche sollen, unabhängig vom Elternhaus, die gleichen Bildungschancen haben.
Wichtige Informationsgrundlagen für eine Analyse der städtischen Sozialräume sind der Demografiebericht 2017, der Sozialatlas 2018 und der 1. Bildungsbericht 2019. Sie geben einen guten kleinräumigen Überblick und zeigen die Bedingungen für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen auf. Jedes Viertel hat andere Problemstellungen, auf die unterschiedlich reagiert werden sollte. Wichtig ist: Je klarer und detaillierter die Probleme benannt werden können, desto besser kann man mit passenden Konzepten reagieren und politisch nachsteuern.
Gemeinsam mit dem bereits vorliegenden Bildungsbericht bietet zudem der aktualisierte Schulentwicklungsplan eine gute Grundlage, um die Darmstädter Bildungs- und Betreuungslandschaft bedarfsorientiert weiterzuentwickeln und dort einzugreifen, wo noch Handlungsbedarf besteht.
So zeigt der 1. Bildungsbericht deutlich auf, wie und wo Bildung in Darmstadt immer noch von der Herkunft abhängt. Die Zahl der Kinder mit SGBII-Bezug hat sich in Kranichstein nicht verändert, in der Kirchtannsiedlung ist die Zahl leicht gestiegen. In diesen Quartieren ist der Ausbau von Angeboten frühkindlicher Grundbildung und gezielter Sprachförderung besonders wichtig.
Neu ins Bewusstsein gerückt ist der Entwicklungsbedarf im Verlegerviertel. Die dort lebenden Familien erheben klare Forderungen zur Entwicklung des Sozialraums: nach einer eigenen Schule, nach mehr Grünflächen und einer besseren Betreuungssituation.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass die Forderungen der Familien im Verlegerviertel aufgegriffen und passende Entwicklungskonzepte für das Quartier entwickelt werden.

Anhand des aktuellen Schulentwicklungsplans für die Grund- und Förderschulen wird deutlich, dass der Übergang von der Primar- in die Sekundarstufe bei der Gruppe der Migrant*innen aus den verschiedenen Grundschulen sehr unterschiedlich ist.
>>> Hier sind Hintergründe zu klären und notwendige Anpassungsmaßnahmen anzustoßen. In Stadtteilen, in denen es laut Sozialatlas besonderen Entwicklungsbedarf gibt, soll dieser mit hoher Priorität verfolgt werden.

Die Zahl der an den Grundschulen betreuten Kinder nimmt stetig zu. Daran muss sich die Entwicklung der räumlichen Infrastruktur – also auch der Schulen orientieren. Bei den Planungen ist insgesamt für alle Schulformen das Wachstum der Stadt Darmstadt in den Blick zu nehmen und die Schullandschaft vorausschauend weiter zu gestalten.

Hinsichtlich des Zuschnitts der Grundschulbezirke wollen wir den Bevölkerungszuzug und die starke Dynamik der Schulentwicklung nutzen, um eine ausgewogene soziale Durchmischung innerhalb der Grundschulen zu erreichen.
>>> Im Süden von Eberstadt muss im Rahmen des Neuzuschnitts der Grundschulbezirke die isolierte Situation der Wilhelm-Hauff-Schule aufgelöst werden, damit in diesem wachsenden Stadtteil mit dem Bereich Klinikum neue gesellschaftliche Vernetzungen entstehen können. Damit wird ein weiterer Schritt hin zu mehr Chancengerechtigkeit realisiert. > Stadtteile

Stärken wollen wir in diesem Zusammenhang weiterhin die Eberstädter Gutenbergschule. Als offene Ganztagsschule bietet sie den Jugendlichen schon jetzt – neben dem Kernunterrichtsprogramm und einer vorbildlichen Medienpädagogik – Möglichkeiten für vielfältige Aktivitäten. Durch das Jugendcafé „Kiste“ auf dem Schulhof ist sie mit dem Freizeitangebot vor Ort unmittelbar verbunden. > Stadtteile
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass gemeinsam mit allen Akteur*innen eine Strategie entwickelt wird, wie die Gutenbergschule ihre Chancen noch besser nutzen, ihr Profil schärfen und sich zur attraktiven Schule für Kinder und Jugendlichen aus dem gesamten Süden Darmstadts weiterentwickeln kann.

5.1. Bildungsregion Darmstadt und Darmstadt-Dieburg

Wir betrachten den systematischen Ausbau einer regionalen Bildungslandschaft weiterhin als eine wichtige Aufgabe. Ziel einer Bildungsregion Darmstadt/Darmstadt-Dieburg ist, die unterschiedlichen Bildungsbereiche – von der vorschulischen Bildung bis zur Erwachsenenbildung – zwischen der Stadt Darmstadt und dem Landkreis Darmstadt-Dieburg abzustimmen, zu vernetzen und weiterzuentwickeln.
Die Menschen richten ihr Leben nicht nach den Stadtgrenzen und behördlichen Zuständigkeiten aus. Schon seit vielen Jahren beobachten wir im Betreuungs-, Schul- oder Ausbildungsbereich eine Gebietskörperschaft überschreitende Entwicklung. Ein wichtiger Schritt war die Etablierung des Bildungsbeirats im Jahr 2013. Bildungsplanung wird als gemeinsame Aufgabe verstanden, um Lebens- und Lernorte im Sozialraum zu gestalten. Projekte, wie die Umsetzung des „Pakts für den Nachmittag“, wurden in der Bildungsregion Darmstadt und Darmstadt-Dieburg initiiert und eingeführt.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass die Gespräche zwischen Stadt und Landkreis zur gemeinsamen Entwicklung der Berufsbildenden Schulen intensiviert werden, um zukunftsfähige Zentren aufzubauen.
>>> Der Berufsschulentwicklungsplan ist in abgestimmter Planung zwischen Stadt und Landkreis zu verwirklichen. Eine gemeinsame Schulträgerschaft von Stadt und Landkreis bleibt für uns perspektivisch ein wichtiges Ziel.
>>> Berufsbildende Schulen sollen sich zukünftig verstärkt durch fachliche Schwerpunkte auszeichnen und Zentren der Erwachsenenbildung werden. Dafür ist eine Abstimmung in der Bildungsregion notwendig, die über Kreis- und Stadtgrenzen hinaus wirken sollte.

5.2. Bildungsatlas – Bildungsmonitoring

Bei der Arbeit des Bildungsbeirats geht es auch darum, einen Überblick über die vielfältigen in der Region angebotenen Aktivitäten und Projekte zu erhalten. Alle Angebote sollen weiterhin im „Bildungsatlas“ gesammelt und für Analysen und die Entwicklung von Bildungskonzepten genutzt werden.
Wir wollen auf der Grundlage des Bildungsatlasses eine indikatorgestützte Berichterstattung und ein Monitoring implementieren, die kontinuierlich verlässliche Zahlen, Daten und Fakten für steuerungsrelevante Weichenstellungen und Entscheidungen bieten.
>>> Im Rahmen des Bildungsmonitorings sollen individuelle Bildungsbiografien erfasst und analysiert werden. Darüber hinaus ist es Ziel, die Durchlässigkeit und Nutzbarkeit des Bildungssystems für alle Bevölkerungsgruppen transparent zu machen.
>>> Aus dem Bildungsmonitoring werden wir kommunalpolitische Bildungsziele ableiten und umsetzen.

 

6. Ganztagsschulkonzepte

Die Zeit der Corona-Pandemie hat noch einmal deutlich gezeigt, wie wichtig Schule als Sozial- und Lebensraum ist und welche hohe Bedeutung dem Schulsystem für die Organisation der Lebenssituation von Familien zukommt.
Auch nach der Kita-Zeit benötigen Eltern für ihre Kinder ein verlässliches Bildungs- und Betreuungsangebot. Die Zahl der an den Grundschulen betreuten Kinder nimmt stetig zu. Im Schuljahr 2018/19 wurden 2.368 Schüler*innen an Darmstädter Grundschulen am Nachmittag betreut. Das macht einen Anteil von rund 45 % aus, davon entfallen rund 33 % auf die Schulkindbetreuung und rund 12 % auf den Pakt für den Nachmittag. Im Schuljahr 2019/2020 sind drei weitere Grundschulen dem „Pakt für den Nachmittag“ beigetreten, sodass inzwischen 2.527 Darmstädter Kinder innerhalb der Grundschulen betreut werden.
>>> Das Spektrum an ganztägig arbeitenden Schulangeboten und die Bedeutung außerschulischer Lernorte wollen wir entsprechend stärken und ausbauen.

Der „Pakt für den Nachmittag“ hat zum Ziel, einen wesentlichen Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie zu mehr Bildungsgerechtigkeit und Teilhabe in der Grundschulzeit zu leisten. Er stellt den Einstieg zu einer personellen und räumlichen Umgestaltung der Grundschule vom Lern- zum Lebensort dar. Wenn aus Lernorten Lebensorte werden, müssen Themen wie Bewegung, Sport, Kultur, Umwelt und Teamarbeit – um nur einige zu nennen – einen höheren Stellenwert in den Konzepten der Grundschulen erhalten. Dafür müssen das Staatliche Schulamt und die Jugendhilfe auch weiterhin auf Augenhöhe ins Gespräch kommen. > Gesellschaftspolitik Auch in den kommenden fünf Jahren soll der stetig steigende Bedarf an Schulkindbetreuungsplätzen gedeckt werden.
>>> Das Programm „Pakt für den Nachmittag“ wird von uns weiterhin unterstützt und soll ausgebaut werden.
>>> Vorrangiges Ziel ist für uns GRÜNE darüber hinaus die zügige Entwicklung und der Ausbau von rhythmisierten gebundenen Ganztagsschulen. Dazu sind qualitativ hochwertige Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.

6.1. Gestaltung von Schulen als Lern- und Lebensort

Bürgerbeteiligung ist uns GRÜNEN in allen Bereichen und für alle Bevölkerungsgruppen wichtig. Wenn es um das Thema „Schule“ geht, stehen bei uns die Schüler*innen im Mittelpunkt! Das bedeutet, wir werden sie zukünftig noch stärker in die Schulgestaltung einbeziehen. Schule ist so nicht nur Lern-, sondern auch Lebensort. Daher soll auch zukünftig, dass Schulhofsanierungsprogramm noch stärker in das Schulbausanierungsprogramm integriert werden.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass inklusive und kind- bzw. jugendgerechte Schulhöfe entwickelt und umsetzt werden, deren Attraktivität in den jeweiligen Stadtteil ausstrahlt.
>>> Wichtig ist, dass das schulische Umfeld zum Aufenthalt im Freien und zur Bewegung einlädt. Dies führt auch zu einer verbesserten Identifikation mit der Schule.
>>> Das Umweltdiplom wollen wir fortführen und dabei den Fokus noch stärker als bisher auf Klimabildung setzen.
> Klimaschutz

6.2. Gesundheitsfördernde Schule

Das Thema „Schule und Gesundheit“ wird durch verschiedene, meist unabhängige Förderprogramme abgebildet und umfasst im Wesentlichen die Bereiche Bewegung und Wahrnehmung, Ernährung und Konsum sowie Sucht- und Gewaltprävention.
Für die kommunalpolitische Handlungsebene ist uns GRÜNEN die flächendeckende Ausstattung der Schulen mit Mensen wichtig. Dabei wollen wir, dass für die Schüler*innen ein gesundes Essen regionaler Dienstleister (z. B. über den EAD) angeboten wird. Dies gelingt in vielen Schulmensen schon heute. Außerdem soll im Voraus noch besser auf den Bedarf an Essen geschaut werden, um so Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Nicht verkaufte Essen sollen z.B. Initiativen wie Darmstädter Tafel e.V. oder Foodsharing Darmstadt e.V. zur Verfügung gestellt werden. Bei der Vergabe von Schulkiosk-Konzessionen wird darauf geachtet, dass die Betreiber möglichst vollwertige Nahrungsmittel und gesunde Getränke führen. > Umwelt- und Naturschutz
>>> Wir GRÜNE wollen ein kostengünstiges, gesundes Mittagessen für jedes Kind in Darmstädter Schulen. Die Produkte sollen den Kriterien regional, saisonal sowie biologisch entsprechen und täglich frisch zubereitet werden. > Gesundheit Jeden Tag sollte mindestens ein veganes Gericht zur Verfügung stehen. > Umwelt- und Naturschutz
>>> Den Aufbau und die Arbeit von Schulsanitätsdiensten wollen wir unterstützen und bei Bedarf für die Bereitstellung von geeigneten Räumlichkeiten sorgen.

6.3. Flexible Eingangsstufen

Die intensive Zusammenarbeit von Schulen und Kindertagesstätten im Rahmen der Arbeit des Bildungs- und Erziehungsplans und weiterer Kooperationen kann die Bildungschancen vieler Kinder deutlich verbessern. Der Übergang von der Kindertagesstätte in die Schule kann durch Vernetzung und Austausch im Sinne der Kinder gut begleitet werden.
>>> Wir GRÜNE wollen, dass Grundschulen, die dies wünschen, flexible Eingangsstufen einrichten können. Flexible Eingangsstufe bedeutet, dass die Kinder nach ihren individuellen Voraussetzungen die ersten beiden Schuljahre in einem oder zwei Jahren in altersgemischten Gruppen durchlaufen. Diese Wahlfreiheit ist abhängig von der Zustimmung des Landes und der Bereitstellung von entsprechenden Lehrerstellen.

 

7. Sozialraumorientierte Schulsozialarbeit

Schulen entwickeln ihre pädagogische Arbeit mit der Zielsetzung, Schüler*innen individuell zu fördern und zur umfassenden Entwicklung ihres persönlichen Potenzials anzuregen. Schule ist somit zentraler Lebens- und Erfahrungsort für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Deshalb nehmen Schulen verstärkt ihre Verantwortung im Bereich der Persönlichkeitsstärkung und Prävention wahr und realisieren vielfältige Projekte, zum Beispiel zum Verhalten in Konflikten, zur Vermeidung von Schulabbrüchen, zur Suchtprävention, zur Bewältigung von Krisensituationen und zur Gewaltvermeidung.
In diesen Feldern besteht die Notwendigkeit, die Arbeit von Lehrkräften mit Angeboten und Möglichkeiten der Schulsozialarbeit konstruktiv zu verschränken.
Der flächendeckende, sozialraumorientierte Ausbau der Schulsozialarbeit wurde bereits realisiert, sodass alle Darmstädter Schulen an Schulsozialarbeit partizipieren. Die letzte Ausbaustufe auch an den Berufsbildenden Schulen wurde durchgeführt. Weitere Themenbereiche wurden in die Arbeit einbezogen, wie zum Beispiel die Unterstützung in Fragen der sexuellen Identitätsfindung > Queeres Darmstadt, der Sucht- und Gewaltprävention sowie verschiedener psychischer Belastungen. Die Umsetzung der Schulsozialarbeit wird regelmäßig evaluiert und die Konzepte werden weiterentwickelt. Die zur Verfügung stehenden kommunalen Mittel werden dynamisiert, was für die Träger der Jugendhilfe zu einer Erhöhung der Zuschüsse führt.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass die Trennung zwischen Landesaufgaben und kommunaler Verantwortung in diesem Bereich überwunden wird. Die Möglichkeiten aller Beteiligten sollen sich an den Bedürfnissen der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen orientieren und sinnvoll verknüpft werden.
>>> Wir wollen die konstruktive Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams fördern, damit sie zu einer Selbstverständlichkeit werden. Dabei müssen sich alle Beteiligten „auf Augenhöhe“ miteinander abstimmen und ihre Ansätze und Perspektiven zum Wohl der Kinder und Jugendlichen vernetzen.
>>> Wir fördern die sozialraumorientierte Ausrichtung der Schulsozialarbeit durch die vertiefte Vernetzung und Abstimmung der Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit, der Jugendberufshilfe und anderer Angebote mit der Arbeit an den Schulen.

 

8. Darmstadt als Standort berufsbildender Schulen stärken

Südhessen gehört zu den stärksten Wirtschaftsregionen Europas. Dies basiert vor allem auf der Innovationskraft der Unternehmen und dem Know-how ihrer Mitarbeiter*innen. Es müssen vielfältige Anstrengungen unternommen werden, dass alle Schüler*innen einen qualifizierten Abschluss erreichen und darauf aufbauend studien- oder berufsqualifizierende Bildungsgänge besuchen zu können. Die Darmstädter Schullandschaft soll allen Lernenden die Möglichkeit eröffnen, die Allgemeine Hochschulreife bzw. die Fachhochschulreife und/oder den Abschluss einer dualen Ausbildung zu erwerben.
Die von kommunalen Spitzenverbänden, Hessischer Landesregierung, Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften, Kammern und der Agentur für Arbeit 2020 verabschiedete „Erklärung der Partner des Bündnis Ausbildung Hessen zur Sicherstellung der dualen Ausbildung in Corona-Zeiten“ wird von uns unterstützt und verfolgt.
>>> Allen Jugendlichen ist ein dualer oder vollschulischer Ausbildungsplatz anzubieten, bzw. alle Jugendlichen werden bei ihrem Erwerb der Ausbildungsfähigkeit unterstützt.

8.1. Duales System der Berufsausbildung

Allgemeine und berufliche Bildung sind grundsätzlich gleichwertig. Vor diesem Hintergrund soll als Ziel eine höhere Anerkennung der dualen Berufsausbildung in der Gesellschaft erreicht werden. Das duale Berufsausbildungssystem gilt weltweit als vorbildlich. Die Verbindung von schulischem Lernen und betrieblicher Ausbildung gewährleistet eine hohe Qualifikation derer, die sie absolvieren. Berufsbildende Schulen sind dabei die Zentren, die den schulischen Teil der dualen Berufsausbildung gewährleisten. Sie sind deshalb von großer Bedeutung für die Stärkung des Wirtschaftsstandorts Darmstadt und der Region Südhessen.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass die berufsbildenden Schulen der Stadt Darmstadt und des Landkreises Darmstadt-Dieburg zukünftig noch enger kooperieren. Dies soll insbesondere durch die Fortschreibung des gemeinsamen Berufsschulentwicklungsplanes und durch Kooperationen mit den Berufsbildenden Schulen der umliegenden Landkreise geschehen.

8.2. Gendersensible Berufsorientierung, Förderung von Geschlechtergerechtigkeit auch in der Ausbildung

In Berufs- und Studienorientierung wollen wir GRÜNE noch deutlicher das Aufbrechen der Rollenklischees und die Förderung von geschlechtersensiblen Berufsberatungsangeboten unterstützen. Berufsrollen und Rollenbilder von Frauen in MINT-Berufen sollen stärker thematisiert werden, genauso wie die Bedeutung von Frauen in Politik und Zeitgeschehen oder von Männern in pädagogischen und sozialen Berufen.
>>> Wir wollen deshalb Programme, Projekte und Workshops für eine gendersensible Didaktik und Methodik in allgemeinbildenden und beruflichen Schulen fördern. > Frauenpolitik

 

9. Selbstständige Schulen entwickeln in gemeinsamer Verantwortung von Kommune, Land und Bund

Schulen müssen gesellschaftliche, soziale und technologische Veränderungen aufgreifen und ihre Bildungsangebote wie auch ihre Unterrichtsgestaltung weiterentwickeln. Nur so können sie den Anspruch guter Bildung und individueller Förderung verwirklichen. Die Stärkung der Eigenverantwortung der einzelnen Schule und ihre Vernetzung mit ihrem Lernumfeld vor Ort liefern wichtige Impulse zur konkreten Verbesserung der regionalen Bildungslandschaft und zur Stärkung der Unterrichtsqualität.
Selbstständigkeit und Eigenverantwortung beziehen sich auf die schulischen Handlungsfelder Unterricht, Personal, Budget und Organisation. Bei der Gestaltung des Unterrichts nutzen selbstständige Schulen ihre erweiterte Freiheit dazu, neue pädagogische und unterrichtsorganisatorische Wege zu gehen. Ein Teil der Ressourcen kann in eigener Verantwortung beispielsweise für zusätzliche Förder-, Beratungs- und Lernangebote, Fortbildung oder sozialpädagogische Arbeit in der Schule verwendet werden. Selbstständigkeit ist kein Selbstzweck, sondern dient der Qualitätsentwicklung von Schule.

Vieles im Bereich der Bildung und Betreuung ist Landesaufgabe. Wir GRÜNE setzen uns dafür ein, dass Kommunen, Land und auch der Bund gemeinsam die Entwicklung von guten Schulen voranbringen: beispielsweise beim Ausbau zu Ganztagsschulen, beim inklusiven Unterricht, bei der Entwicklung und Umsetzung von Medienkonzepten und der Gestaltung einer passenden IT-Infrastruktur sowie bei der Stärkung der Profilbildung und Eigenverantwortung in selbstständigen Schulen.
>>> Wir GRÜNE unterstützen das Konzept der Selbstständigen Schule und werden auf Schulträgerebene mit den beteiligten Schulen die Umsetzung voranbringen und die Öffnung zum Lernumfeld fördern.
>>> Dabei verfolgen wir die Vision, in Darmstadt zunächst einzelne Modellprojekte auf den Weg zu bringen, in denen die Ressourcen für Schulen aus Bundes- und Landesebene mit denen der Kommune zusammengeführt und in „einer“ Hand zusammen mit den Schulen konstruktiv für die Gestaltung der einzelnen Schulen und der Schullandschaft insgesamt eingesetzt werden.
>>> Ziel ist dabei die Reduzierung von „Reibungsverlusten“ im Zusammenwirken der verschiedenen Ebenen, die Stärkung der Wirksamkeit der eingesetzten Ressource und die Unterstützung der Qualität, der Agilität und Innovationsfähigkeit von Schulen.

>>> Wir setzen uns dafür ein, dass die Übergänge zwischen Kindertagesstätte, Schule, Ausbildungs- und Arbeitswelt sowie lebensbegleitendem Lernen gemeinsam organisiert werden.

 

10. Produktionsschule für die Darmstädter Bildungslandschaft

Wir machen uns seit Langem für die umfangreiche Förderung von benachteiligten Jugendlichen stark. Wir wollen die Weiterentwicklung von Produktionsschulen fördern und begleiten. Diese sollen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 27 Jahren eine handlungsorientierte Alternative bieten, um den Übergang von Schule in den Beruf ohne lange Wartezeiten zu meistern. In einer freiwilligen pädagogischen Lerngemeinschaft findet sinnstiftendes Lernen und Arbeiten statt.
In den Werkstätten werden Produkte hergestellt, die marktfähig sind oder es werden konkrete Dienstleistungen angeboten. Bildungsträger wie der Werkhof haben ähnliche Konzepte bereits umgesetzt. Wir wollen sie mit ihren Erfahrungen einbeziehen. In Verbindung mit dem Staatlichen Schulamt Darmstadt soll eine Kooperation entstehen. Eine gemeinsame Konzeptionierung mit dem Landkreis Darmstadt-Dieburg im Rahmen der Bildungsregion Darmstadt und Darmstadt-Dieburg streben wir weiterhin an.

 

11. Lebenslanges Lernen: Gutes Klima für helle Köpfe

Eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung erfordert eine verstärkte Wertschöpfung durch Wissen. Unter den Bedingungen der gegenwärtigen gesellschaftlichen Transformationsprozesse (Digitalisierung, Komplexität der Anforderungen usw.) sowie des demografischen Wandels muss lebenslanges Lernen fester Bestandteil der Bildungspolitik sein. Deshalb müssen im Bildungsatlas die vielfältigen Weiterbildungsangebote und die große Fülle der Weiterbildungsanbieter*innen ins Blickfeld gerückt werden. Zugleich ist ein passgenauer Ausbau durch spezialisierte Angebote von öffentlichen Schulen und privaten Trägern erforderlich. Um Chancengleichheit zu schaffen und auch über Weiterbildung dafür zu sorgen, dass Bildungsbenachteiligung nicht „vererbt“ wird, bedarf es zeitgemäßer Angebote, die bedarfsgerechte Zusatzqualifikationen für Jugendliche, junge Erwachsene, Erwachsene und Best Agers ermöglichen. Auch Menschen mit Behinderung, Jugendliche ohne Ausbildung, Geringqualifizierte sowie Langzeitarbeitslose müssen regelmäßig integriert werden und benötigen passgenaue und bezahlbare Qualifizierungsangebote, Beratung und Unterstützung. Die Wahrnehmung von Weiterbildungsoptionen muss durch Darlehen und Zuschüsse
unterstützt werden.
Verstärkt wollen wir auch Bildungsmaßnahmen für ältere Menschen in den Blick nehmen und dafür sorgen, dass sie von vorhandenen Angeboten profitieren. Wichtig sind uns die stetigePersönlichkeits- und Fähigkeitsentwicklung, die Integration sowie die soziale und kulturelle Teilhabe aller Generationen.
>>> Wir streben an, dass sich öffentliche und private Bildungsträger zu einem lokalen „Bündnis für Bildung“ vernetzen und gemeinsame Kampagnen gestalten. Ein Internetportal für den Zugang zu lokalen Bildungs- und Weiterbildungsangeboten soll aufgebaut werden.

Eine wichtige Rolle als öffentlicher Bildungsträger spielt in diesem Kontext die Volkshochschule. Sie wird nach der Fertigstellung ins Berufsschulzentrum Nord integriert und soll dort Teil eines Zentrums für lebenslanges Lernen werden.
>>> Die Angebote der Volkshochschule sollen auf einer modernen Website präsentiert werden und buchbar sein.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass die zahlreichen Verbindungen zu Wissenschaft, Wirtschaft und Start-ups genutzt werden, um das Bildungsangebot breiter aufzustellen, auch in Themenbereichen wie Digitalisierung, Soft Skills und Kommunikationsfähigkeit.

 

12. Lernen an außerschulischen Lernorten

Wie wichtig die digitale Ertüchtigung unserer Schulen ist, haben wir schon an anderer Stelle betont. Aber sie wird nicht ausreichen, um unsere Schulen zukunftsfähig zu machen. Deshalb ist die zweite Lehre, die wir GRÜNE aus der Corona-Krise ziehen, die, dass die Schulen noch stärker die Ressourcen der Stadtgesellschaft nutzen müssen. Hätte es schon vor der Pandemie entwickelte Partnerschaften zwischen Schulen und den zahlreichen außerschulischen Lernorten gegeben, hätten den Lehrkräften viele Alternativen zum Home Schooling oder zum eingeschränkten Unterrichten in sterilen Klassenräumen zur Verfügung gestanden.
Viele außerschulische Partner*innen verfügen über attraktive Räumlichkeiten und können Lernangebote machen, mit denen Ziele des Lehrplans auf anschauliche und motivierende Weise erreicht werden. Deshalb braucht die moderne Schule in Zukunft die Vernetzung mit außerschulischen Lernorten, mit Vereinen und mit Künstler*innen, Schriftsteller*innen und Expert*innen aus allen möglichen Lernbereichen. Darmstadt hat in dieser Hinsicht viel zu bieten.
Die Förderung fester Kooperationen zwischen den Kitas und Schulen auf der einen und außerschulischen Lernorten und Expert*innen auf der anderen Seite erweitert nicht nur die Angebotspalette der pädagogischen Einrichtungen, sie kann umgekehrt auch dazu beitragen, die ökonomische Situation kleinerer Institutionen und Kulturschaffender zu stabilisieren. Ein Aspekt, der nicht erst seit der Corona-Krise immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Die Stadt, die hessische Landesregierung und private Institutionen wie die Bürgerstiftung, die Stiftung der Software AG und viele andere fördern schon seit langem Projektpartnerschaften zwischen Schulen und Akteur*innen der kulturellen Bildung. So gibt es beispielsweise seit mehreren Jahren eine Kulturpartnerschaft zwischen der Mornewegschule und dem Theater Mollerhaus, deren Projekte vom Kulturfonds Rhein-Main und über das Programm Kulturkoffer des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst gefördert werden.
Die Teilnahme an Angeboten von außerschulischen Lernorten beschränkt sich jedoch in der Regel auf einmalige Aktionen. Eine Anbindung an Lernziele, wie sie in den Lehrplänen festgelegt sind, ist eher zufällig. Wir möchten das ändern.
>>> Wir wollen einen Dialog zwischen den Schulen und interessierten außerschulischen Lernorten anstoßen, um feste Kooperationsstrukturen zu etablieren.
>>> Die Kooperation mit außerschulischen Lernorten scheitert oft am Transportproblem. Deshalb setzen wir uns für den kostenfreien Transport von Lerngruppen aus den Kitas und Schulen außerhalb der Hauptverkehrszeiten durch die HEAG mobilo ein.
>>> In Kooperation mit den angrenzenden Landkreisen wollen wir dieses Angebot auch dahin ausweiten.

Viele Schulen wissen nicht, was außerschulische Lernorte zur Erreichung ihrer Lernziele beitragen können. Umgekehrt fehlt bei vielen Lernorten und Expert*innen die genaue Vorstellung, was für die Kinder und Jugendlichen interessant sein könnte und wie sie es vermitteln können.

>>> Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass außerschulische Lernorte dabei unterstützt werden, interessante Angebote für Kinder und Jugendliche zu entwickeln.

Es gibt viele Möglichkeiten der Förderung von gemeinsamen Projekten zwischen pädagogischen Einrichtungen und außerschulischen Akteur*innen. Aber die Lage ist unübersichtlich und die Antragstellung und Abrechnung oft für kleine Institutionen oder freischaffende Expert*innen zu aufwendig.
>>> Wir setzen uns für Vereinfachung und Beratung derer ein, die eine Kooperation starten wollen.
>>> In diesem Zusammenhang wollen wir das städtische Förderprogramm „Schule kreativ“ wiederbeleben, das vor einigen Jahren von einer privaten Stiftung übernommen und wenige Jahre später eingestellt worden ist.
>>> Schließlich machen wir uns für eine Datenbank stark, in der Pädagog*innen spannende Lernorte und Expert*innen in Darmstadt finden können.

 

13. Grundbildung und Alphabetisierung

In Deutschland leben 7,5 Mio. Menschen, die über unzureichende schriftsprachliche Fähigkeiten verfügen. Bei vielen von ihnen tritt dieses Phänomen auf, obwohl sie neun bzw. zehn Jahre die Schule besucht haben. Diese sogenannten funktionalen Analphabet*innen sind größtenteils erwerbstätig. Dennoch führt fehlende oder nicht ausreichende Lese- und Schriftsprachkompetenz zu erheblichen Beeinträchtigungen in der Lebensqualität und zur Ausgrenzung am gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Teilhabe und persönliche Entwicklung werden verhindert.
Nach wissenschaftlichen Hochrechnungen sollen in Darmstadt circa 10.000 Menschen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren von funktionalem Analphabetismus betroffen sein. Wir haben diese Zielgruppe im Fokus. Wir unterstützen das Bündnis der Stadt Darmstadt mit dem Unternehmerverband. Auch darüber hinaus wurden spezielle Angebote entwickelt: Die Stadt Darmstadt nutzt die Möglichkeiten des Projekts AlphaGrund (Arbeitsplatzorientierte Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener), um Beschäftigten zu helfen, die schlecht lesen und schreiben können oder deren Rechenfähigkeiten für ihre Tätigkeit nicht ausreichend ist.
In dem Projekt BilDa bieten die „Lese-, Schreib- und Rechenwerkstätten“ eine individuelle und teilnehmerorientierte Bildung für Darmstädter*innen an. Die kostenlosen Lese-, Schreib- und Rechenwerkstätten gibt es in mehreren Stadtteilen der Stadt. In gemeinsamer Verantwortung mit dem Landkreis Darmstadt-Dieburg wird ein Grundbildungszentrum (GBZ) eingerichtet, um weitere Facetten der Thematik zu entwickeln.
>>> Die oben genannten Angebote sollen evaluiert und bei positivem Verlauf weiter ausgebaut werden. Auch eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit ist erforderlich.

 

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