Darmstadt bis 2035 klimaneutral machen.
Um einen lebenswerten Planeten und die existenziellen Grundlagen wie Wasser, Luft und Nahrung für alle zu erhalten, müssen wir die Klimaerwärmung auf maximal 1,5 °C begrenzen. Diese globale Aufgabe bestimmt auch unser Handeln auf kommunaler Ebene maßgeblich. Wir GRÜNE arbeiten in Darmstadt seit Langem daran, die Emissionen der einzelnen Sektoren wie Strom-, Wärmeversorgung, Mobilität, Wohnen, Industrie und Landwirtschaft zu senken. Wir haben uns das Ziel gesetzt, die Stadt bis 2035 klimaneutral zu machen, das heißt, die Netto-CO2-Emissionen (einschließlich anderer Treibhausgase gemessen in CO2-Äquivalenten – CO2-eq) auf null zu senken. Wir GRÜNE gehen dabei mutig und progressiv voran und schöpfen alle Möglichkeiten auf lokaler Ebene aus. Da der Klimaschutz uns GRÜNE in allen Politikfeldern leitet, zeigen wir in diesem Kapitel vor allem den Rahmen unserer Klimaschutzpolitik auf. Dieser konkretisiert sich im Einzelnen über die Vorhaben, die wir auch in anderen Fachkapiteln im Detail beschreiben.
1. Vision einer klimagerechten Stadt umsetzen
1.1. Darmstadt als Vorreiterin der klimagerechten Stadt
Klimaschutz hat für uns GRÜNE höchste Priorität. Das gilt nicht erst seit dem gleichnamigen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung im Herbst 2019, sondern ist seit jeher Kern GRÜNER Politik. Wir setzen uns dafür ein, dass Darmstadt nicht wie in den Klimazielen der Bundesregierung und der Europäischen Union erst 2050, sondern bereits bis 2035 klimaneutral ist. Das heißt, die Netto-CO2-Emissionen sind bis dahin auf null zu senken. Dafür prüfen wir bei allen Vorhaben deren Klimawirkung und richten Entscheidungen an diesem zentralen Ziel aus. Nachdem 2013 bereits die Erstellung eines ersten Klimaschutzkonzeptes von uns angestoßen wurde, arbeiten wir derzeit an einer noch umfassenderen und ambitionierteren Fortschreibung, um einen kommunalen Beitrag zum globalen Klimaschutz zu leisten und ein gutes Stadtklima für ein lebenswertes Darmstadt zu erhalten. Damit wollen wir Darmstadt zum Vorbild für die klimagerechte Stadt machen. Um diese große Herausforderung zu meistern, ist es unabdingbar, alle beteiligten Abteilungen der städtischen Verwaltung weiter finanziell sowie personell zu stärken. Zusätzlich haben wir beschlossen, eine entsprechende Fachstelle in der Verwaltung einzurichten. Diese soll Klimaschutzmaßnahmen und Klimaanpassungsmaßnahmen koordinieren, die Einhaltung des Klimavorbehalts bei Beschlussvorlagen prüfen und ein effektives Fördermittelmanagement zur Generierung zusätzlicher Mittel für den Klimaschutz betreiben. Entsprechende Haushaltsmittel werden bereits 2021 im Haushalt bereitgestellt, um schon vor der Beschlussfassung eines neuen Klimaschutzkonzeptes kurzfristig die Umsetzung der beschlossenen Klimasofortmaßnahmen zu beschleunigen.
1.2. Stadtgesellschaft einbeziehen
Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die uns alle betrifft. Daher werden wir bei allen Belangen des Klimaschutzes auch weiterhin den intensiven Austausch mit der Stadtgesellschaft suchen. Wir begrüßen ausdrücklich das Engagement von Bürger*innen, die sich für konsequenten Klimaschutz einsetzen, nehmen die im Austausch entstehenden zusätzlichen Impulse gerne auf und beziehen diese in die Stadtplanung ein. So werden beispielsweise zahlreiche zentrale Forderungen der Initiative KlimaEntscheid Darmstadt auf unser Betreiben hin umgesetzt, nachdem das angestrebte Bürgerbegehren aus juristischen Gründen abgelehnt werden musste.
Einen wesentlichen Beitrag leistet auch der Klimaschutzbeirat, der verschiedene Akteur*innen der Stadtgesellschaft zusammenbringt und an der Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes mitwirkt.
1.3. Transparenz der Zielerreichung erhöhen und Emissionsreduktion verbindlich festschreiben
Zu einer wirksamen Klimaschutzpolitik gehören verbindliche Einsparziele. Diese wollen wir in Form eines Reduktionspfades festschreiben. Unser Ziel ist es, den Großteil der Emissionsreduktion bereits vor 2030 zu erreichen, da wir davon ausgehen müssen, dass aufgrund technischer Beschränkungen insbesondere die letzten Schritte auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen am schwierigsten sein werden.
Deshalb streben wir das sehr ambitionierte Ziel an, schon in der kommenden Legislaturperiode in die Nähe des Reduktionspfades zu kommen, der für die Begrenzung der Klimaerwärmung auf maximal 1,5 °C erforderlich ist. Für das Jahr 2025 entspricht das einem Richtwert von 60 % weniger CO2-Emissionen im Vergleich zum Jahr 1990. Da nicht alle Emissionen direkt politisch beeinflusst werden können, setzt dies auch das Engagement von Darmstädter Bürger*innen und Unternehmen voraus.
>>> Die Wirkung der Klimaschutzpolitik werden wir möglichst mit jährlichen Treibhausgasbilanzen transparenter machen.
1.4. Finanzierungsrahmen für nachhaltigen Klimaschutz schaffen
Nachhaltiger Klimaschutz bedeutet für uns, dass nicht nur ökologische Ziele erreicht werden, sondern auch soziale und ökonomische. Klimaschutz hat mittelfristig auch wirtschaftliche Vorteile und erfordert zugleich kurzfristig eine umfassende Anschubfinanzierung. Studien zeigen, dass ein verspäteter
Einstieg in den Klimaschutz langfristig zu höheren Gesamtkosten führt. Daher gilt es auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten, jetzt zu handeln und Klimaschutzprojekte konsequent umzusetzen. Dazu wurden von der Stadt auf unser Betreiben hin 2020 kurzfristig finanzielle Mittel für ein Programm bereitgestellt. Menschen mit geringen und mittleren Einkommen dürfen nicht die Rechnung für Klimaschutzprojekte tragen müssen.
>>> In Zukunft wollen wir durch gezieltes Fördermittelmanagement verstärkt Förderprogramme der Europäischen Union, des Bundes und Landes nutzen, um das verfügbare Budget für den Klimaschutz zu erweitern.
1.5. Quartierskonzepte sektorenübergreifend entwickeln
Klimaschutz geht uns alle an und funktioniert am besten, wenn möglichst viele Menschen in unterschiedlichen Lebensbereichen mitmachen. Das reicht vom Mobilitätsverhalten bis zur Beheizung der eigenen Wohnung. Damit alle Optionen an einem Ort bereitstehen und ineinandergreifen, müssen Quartierskonzepte sektorenübergreifend entwickelt werden. Sowohl bei der Sanierung bestehender Stadtviertel als auch bei der Neuplanung von Quartieren müssen die Bereiche Wohnen, Mobilität, Energie (Strom und Wärme), Konsum und zunehmend auch Digitales zusammengedacht werden.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass die dafür notwendigen Kompetenzen in der Stadtverwaltung zentral gebündelt werden. Dabei ist eine enge Verknüpfung zum Umwelt- und Naturschutz unabdingbar.
1.6. Mit Wissenschaft und Wirtschaft zusammenarbeiten
Darmstadt hat als Wissenschaftsstadt und Wirtschaftsstandort bedeutende Akteur*innen, die zu einem effektiven kommunalen Klimaschutz beitragen können. Diese Stärke möchten wir auch zukünftig nutzen und durch eine verstärkte Vernetzung gemeinsam mit Wirtschaftsunternehmen und Forschungseinrichtungen wie beispielsweise der Technischen Universität Darmstadt, der Hochschule Darmstadt, dem Institut für Wohnen und Umwelt, dem Passivhaus-Institut oder den Fraunhofer Instituten an wegweisenden Klimaschutzprojekten arbeiten.
>>> Wir unterstützen Projekte, in denen zusammen mit Wirtschaftsunternehmen und Forschungseinrichtungen Fortschrittstechnologien für den Klimaschutz entwickelt und erprobt werden.
2. Städtische Infrastruktur und Gesellschaften zum Vorbild für urbanen Klimaschutz entwickeln
2.1. Städtische Gebäude als grüne Plus-Energie-Häuser
Klimafreundliche städtische Gebäude wie Schulen, Stadtverwaltung und Sportanlagen können als Vorbild für Privatgebäude dienen.> Stadtentwicklung und Mobilität Dazu können beispielsweise Solarenergie, Erdwärme und Abwärme aus Abwasser oder der Industrie genutzt werden. Im Herbst 2020 wurde bereits festgelegt, dass ab 2021 alle öffentlichen Gebäude im Eigentum oder Besitz der Stadt sowie die Gebäude der Stadtwirtschaft zu 100 % mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt werden. Ab diesem Zeitpunkt gilt für städtische Neubauten und Bauvorhaben städtischer Beteiligungen als Mindestanforderung der KfW40-Standard. Auch für die Fassadenbegrünung sollen in diesem Zuge städtische Vorbilder geschaffen werden.
>>> Die Sanierungsquote bei städtischen Gebäuden möchten wir auf mindestens 6 % jährlich erhöhen. Der gerade beschlossene Sanierungsfahrplan ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Sanierung muss dabei immer auf einen Standard ausgerichtet sein, der dem Anspruch der Klimaneutralität gerecht wird. Bereits geplante Sanierungskonzepte werden hinsichtlich dieses Ziels erneut geprüft und gegebenenfalls überarbeitet.
>>> Wir wollen schrittweise den Plus-Energie-Standard bei städtischen Gebäuden einführen. Wir GRÜNE haben dazu bereits im Herbst 2020 beschlossen, bei allen städtischen Gebäuden die Potenziale zur Erzeugung von erneuerbarem Strom und Wärme zu identifizieren. Diese Möglichkeiten sollen bis 2030 in vollem Umfang genutzt werden.
>>> Die Dächer städtischer Gebäude möchten wir flächendeckend – wo immer möglich – für Solaranlagen nutzen. Bei Flachdächern kann dies in Kombination mit einer Dachbegrünung erfolgen.
2.2. Mit der bauverein AG klima- und sozialgerechten Wohnraum schaffen
Die bauverein AG als städtisches Wohnungsunternehmen sorgt nicht nur für Mietpreisstabilität, sondern stellt in neuen Quartieren wie der Lincoln-Siedlung und dem Ludwigshöhviertel Gebäude mit hochwertigen Energiekonzepten zur Verfügung. Diese Qualität wollen wir langfristig auch im Bestand erreichen. Die Mietpreisstabilität muss dabei gewahrt bleiben. Klimaschutz darf nicht zu Lasten sozialgerechten Wohnens gehen. Gerade hat die GRÜN-geführte Stadtregierung beschlossen, bis 2030 die energetische und sozialverträgliche Sanierung von 500 Wohnungen der bauverein AG zu fördern. Dabei soll der Heizwärmebedarf auf höchstens 35 kWh pro Quadratmeter und Jahr reduziert werden. Weitere Wohnungen müssen folgen. > Stadtentwicklung und Mobilität > Gesellschaftspolitik
2.3. Straßenbeleuchtung effizient gestalten
Einen signifikanten Energieverbrauch verursacht die Straßenbeleuchtung. Seit zehn Jahren werden alle neuen Straßenbeleuchtungen sowie der Ersatz defekter Lampen auf den höchsten Stand der Energieeffizienz gebracht.
>>> Wir möchten die energieeffiziente Modernisierung der Straßenbeleuchtung fortführen.
2.4. Fuhrpark weiter elektrifizieren
Straßenbahnen sind Vorreiter der E-Mobilität seit über 100 Jahren. Im öffentlichen Personennahverkehr hat die Elektrifizierung der Busflotte begonnen. Beim Ordnungsamt, dem Eigenbetrieb für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen (EAD), der HEAG mobilo, der bauverein AG und anderen städtischen Unternehmen sind bereits zahlreiche elektrifizierte Nutzfahrzeuge und Pkw im Einsatz.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass der städtische Fuhrpark schrittweise vollständig auf Fahrzeuge mit emissionsfreien Antrieben sowie neue Fahrzeugtypen umgestellt wird.
2.5. Städtisches Energiemanagement einführen
Um Energieeffizienzpotenziale bei der städtischen Infrastruktur aufzudecken und flächendeckend zu nutzen, möchten wir ein städtisches Energiemanagement einführen. Dieses hat unter anderem die Aufgabe, die Energieplanung strategisch zu koordinieren, ein Energiemonitoring aufzubauen, Energieeffizienzmaßnahmen vorzuschlagen und deren Umsetzung zu begleiten. Außerdem sollen Potenziale durch die Optimierung des Betriebs genutzt werden. Neubau- und Modernisierungsprojekte soll das städtische Energiemanagement aktiv begleiten mit dem Ziel, die jeweiligen Energiekonzepte zu prüfen und bei Bedarf Verbesserungen anzustoßen. Die Verwendung erneuerbarer Energie macht die Energie- und Wärmeplanung komplexer. Beide Aspekte können nur im Verbund effizient geplant werden.
>>> Wir wollen die Planung in der Stadtverwaltung zentral bündeln, um die Energiesysteme effizient zu vernetzen und mit einem gezielten Energiemanagement zu unterstützen.
3. Grüne Energie- und Wärmeversorgung ausbauen und Energieeffizienz erhöhen
3.1. Klimaneutrale Stromversorgung
Die Klimaneutralität der Stadt Darmstadt setzt die Versorgung mit Strom voraus, der vollständig aus erneuerbaren Quellen stammt. Das städtische Tochterunternehmen ENTEGA hat sich zu einem deutschlandweit führenden Anbieter für Ökostrom entwickelt und bietet günstige Öko-Energie an. Künftig möchten wir diese Kompetenzen unter Einbeziehung der Entega Naturpur AG noch stärker bei der Entwicklung weiterer Projekte zur dezentralen Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen nutzen.
Unser Ziel ist es, die ENTEGA zum vollständig klimaneutralen Stromanbieter zu machen, der zu 100 % auf die Verwendung fossiler Energieträger verzichtet. Der Ausstieg aus der Kohleverstromung ist bereits für 2021 beschlossen.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass in Darmstadt verstärkt dezentrale Anlagen zur Erzeugung von erneuerbaren Energien entstehen, etwa durch Solarenergie.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass Potenziale der Sektorkopplung zum Beispiel zwischen Wärme, Strom und Mobilität bei der Planung der Stromversorgung noch stärker berücksichtigt werden.
3.2. Solarenergie ausbauen
Eine wichtige Säule der klimaneutralen Stromversorgung ist die Solarenergie. Deren Ausbau in Darmstadt wollen wir forcieren. Außerdem möchten wir sogenannte Mieterstrommodelle, bei denen der Strom in unmittelbarer Nähe erzeugt wird, ohne über das öffentliche Netz geleitet zu werden, gezielt stärken. Hier kann beispielsweise die ENTEGA beratend oder als Contractor Unterstützung leisten. Parallel dazu setzen wir uns auf Bundesebene für eine Vereinfachung des Mieterstromgesetzes ein, um die Nutzung von Direktstrom attraktiver zu machen.
>>> Wir wollen eine Solarpflicht für Neubauten von Wohn- und Nichtwohngebäuden einführen.
>>> Außerdem möchten wir Kleinanlagen auf privaten Dächern sowie sogenannte Balkonmodule kommunal fördern.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass auf öffentlichen wie auch auf privaten Dach- und Freiflächen großflächig Solarenergie-Projekte begonnen und unterstützt werden.
3.3. Klimaneutrale Wärmeversorgung
Nicht nur die Stromversorgung muss klimaneutral werden, auch für die Wärmeversorgung besteht die Notwendigkeit, sie langfristig frei von fossilen Energieträgern zu gestalten. Die Weichen für ein Pilotprojekt zur Solarthermie als Wärmelieferant wurden im Herbst 2020 bereits gestellt. Darüber hinaus hat die Stadt auf unser Betreiben hin beschlossen, einen „Runden Tisch für Abwärmenutzung“ zu bilden und Anreize für die Abwärmenutzung zu schaffen. In neuen Baugebieten wird geprüft, ob lokale Potenziale erneuerbarer Energien
genutzt und – wo möglich – auch umgesetzt werden können.
>>> Wir werden auch weiterhin Projekte anstoßen, die Wärme klimaneutral bereitstellen, etwa durch die Nutzung von Geothermie, Solarthermie und Abwärme (z. B. aus Abwasser oder der Industrie). Diese Wärme soll nach Möglichkeit in Fern- und Nahwärmenetze eingebunden werden, die wir weiter ausbauen möchten. Nahwärmeinseln können hierbei die spätere Einrichtung von Fernwärmenetzen unterstützen. Dazu möchten wir den Wärmebedarf und das Abwärmepotenzial stadtweit strukturiert erfassen.
3.4. Energiespeicher vorsehen und Flexibilität erhöhen
Eine Energieversorgung, die vollständig auf erneuerbaren Quellen beruht, unterliegt tages- und jahreszeitlichen Schwankungen. Nicht immer scheint die Sonne und nicht immer weht der Wind.
>>> Um eine sichere und zuverlässige Energieversorgung zu garantieren, setzen wir uns dafür ein, Energiespeicher in der Stadt zu errichten. Damit erhöhen wir die Energieflexibilität.
>>> Auch Großverbraucher sollen dazu beitragen, indem sie ihren Stromverbrauch an das aktuell verfügbare Angebot anpassen.
3.5. Industriegebiete nachhaltig gestalten
Industriegebiete verbrauchen sehr viel Energie. Daher wollen wir diese gezielt in den Blick nehmen und mit einer effizienten Strom- und Wärmeversorgung ausstatten. Dazu gehört auch die Nutzung von Abwärme einzelner Betriebe an anderer Stelle. Die Energieeffizienz in Unternehmen muss erhöht werden.
>>> Wir möchten Unternehmen und private Bauherrschaften dazu ermutigen, Energieberatungen in Anspruch zu nehmen und an Energieeffizienznetzwerken teilzuhaben, um Emissionsreduktionsziele zu erreichen.
4. Klimagerecht bauen und wohnen
Mehr als 30 % der CO2-Emissionen entstehen rund ums Haus – beim Bauen und Heizen, über Warmwasser und Strom. Um unsere Klimaziele zu erreichen, muss sich deshalb auch die Art zu bauen und zu wohnen verändern. Neue Wohngebiete sollten stets klimaneutral sein. In Zukunft streben wir dazu den Plus-Energie-Standard inklusive hochwertiger Gebäudedämmung an. Das heißt, neue Gebäude sollen mehr Energie aus erneuerbaren Energien bereitstellen, als sie selbst verbrauchen. Dazu wollen wir in zukünftigen städtebaulichen Verträgen für Neubauten den KfW40-Standard oder Passivhausstandard als Mindestmaß für die Energieeffizienz der Gebäudehülle festlegen. Jedes Gebäude sollte zusätzlich die verfügbaren erneuerbaren Energien so umfangreich wie möglich nutzen. Das gerade entstehende Ludwigshöhviertel zeigt, in welche Richtung die Entwicklung gehen muss. Hohe Energiestandards für die Gebäudehülle werden dort mit der Nutzung regenerativer Energieträger verbunden. Zudem sorgt Fassadenbegrünung für ein angenehmes Wohnklima. Ein weiteres Vorzeigeprojekt für die Umsetzung klimaneutralen, sozialen Wohnens ist das neue PassivhausSozialPlus in der Lincoln-Siedlung. > Stadtentwicklung und Mobilität
5. Klimaneutrale Mobilität fördern
Ein Fünftel der CO2-Emission in Deutschland geht auf das Konto des Verkehrs. 96 % davon stammen direkt aus den Auspuffen von Autos und Lkw. Deshalb ist die Verkehrswende eine der größten Aufgaben im Bereich Klimaschutz. Unser Ziel ist es, den Anteil der Teilnehmenden am sogenannten Umweltverbund (öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), Fuß- und Radverkehr) noch weiter zu erhöhen und das Fahrrad zum attraktivsten Verkehrsmittel in Darmstadt zu machen. Mit dem Sonderinvestitionsprogramm „4×4 Rad“ sowie der Nahmobilitäts- und der Radstrategie wurden bereits wichtige Schritte in die Wege geleitet. > Stadtentwicklung und Mobilität
6. Bürgerschaftliches Engagement für Klimaschutz unterstützen
6.1. Bewusstsein für Klimaschutz stärken
Damit möglichst viele Menschen beim Klimaschutz in Darmstadt mithelfen, möchten wir Angebote schaffen, die das Bewusstsein für den Klimaschutz stärken. Wenngleich die Verantwortung für die Etablierung eines Rahmens für den Klimaschutz bei der Politik liegt, möchten wir Bürger*innen ermuntern, durch ihr persönliches Verhalten ebenfalls einen Beitrag zu leisten. Dazu werden wir Klimaschutzaktivitäten öffentlich diskutieren, besonders gute Beispiele im öffentlichen Raum sichtbar machen, öffentliche Veranstaltungen zum Klimaschutz in Darmstadt durchführen und zusätzliche Informationskampagnen starten.
6.2. Informationsportal für Bürger*innen
Informationen darüber, wie sich Bürger*innen, Vereine, Unternehmen und andere Einrichtungen und Organisationen für den Klimaschutz einsetzen können, möchten wir in einem Online-Klimaschutzportal bündeln. Hier sollen sich neben Informationen zu Beratungsangeboten und verfügbaren Förderprogrammen auch Projekte mit Vorbildcharakter und eine Übersicht aller städtischen Aktivitäten zum Klimaschutz sowie ein Fortschrittsbericht mit stetig aktualisierter CO2-Bilanz finden.
Das Erreichen der einzelnen Punkte des Klimaschutzkonzeptes wollen wir mit einem „Klimabarometer“ öffentlich sichtbar machen. Dieses dem Projektmanagement entlehnte Controllingsystem soll auf einer Webseite in Ampelform darstellen, ob die Stadt sich hinsichtlich der zeitlichen Ziele und auch der Finanzierung im definierten Rahmen befindet.
6.3. Energieberatung ausbauen
Damit Bürger*innen und Unternehmen in energetische Sanierungen investieren, benötigen sie eine solide Informationsgrundlage. Diese möchten wir auch weiterhin durch kostenfreie Energieberatungen beispielsweise zur Installation von Solaranlagen oder Gebäudedämmung bereitstellen. Das städtische Projekt „Modernisierungskonvoi“ hat sich diesbezüglich als erfolgreich erwiesen. Im Herbst 2020 wurde auf unser Betreiben hin entschieden, das Programm noch weiter auszubauen.
>>> Wir setzen uns dafür ein, dass das Projekt „Modernisierungskonvoi“ um einen finanziellen Zuschuss als zusätzlicher Anreiz ergänzt wird.
6.4. Private Investitionsmöglichkeiten in Klimaschutzprojekte schaffen
Auch in Zeiten angespannter Haushaltssituationen darf die Verantwortung für den Klimaschutz nicht aufgeschoben oder an Privatpersonen abgegeben werden. Dennoch können die Investitionen nicht allein von öffentlicher Hand getragen werden, während gleichzeitig Bürger*innen aufgrund der Niedrigzinsphase nach Investitionsmöglichkeiten suchen. Diesen Widerspruch möchten wir auflösen.
>>> Wir wollen Möglichkeiten für Bürger*innen schaffen, in Darmstadt in den Klimaschutz zu investieren. Dazu werden wir bürgerschaftliche Energiegenossenschaften und Mieterstrommodelle stärken und das Auflegen eines Klimaschutzfonds unterstützen.
>>> Dazu werden wir beispielsweise Energiegenossenschaften und anderen Organisationen gezielt Dachflächen für Fotovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden anbieten und diese im Planungsprozess unterstützen, etwa durch beschleunigte Verfahren und die Bereitstellung benötigter Informationen und Gutachten zur Statik und zum Brandschutz.
6.5. Klimaschutzpreis vergeben
Einzelne Darmstädter Bürger*innen oder Unternehmen, die sich besonders für den Klimaschutz engagieren, möchten wir künftig jährlich mit einem Klimaschutzpreis auszeichnen und so für ihren Einsatz würdigen. Die Preisträger*innen können zu Vorbildern für andere werden.
>>> Unser Ziel ist es, den Klimaschutzpreis „Nachhaltiges Bauen“ fortzuführen und um weitere Aspekte zu erweitern.
6.6. Klimabildung stärken
Wir unterstützen Aktivitäten gesellschaftlicher Gruppen im Bereich der Bildung zu Klimawandel und Klimaschutz wie zum Beispiel das „Klimafrühstück“ an Darmstädter Kitas, bei dem eine Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der eigenen Ernährung auf das Klima angestoßen wird.
>>> Wir möchten die Klimabildung an den Darmstädter Schulen stärken, etwa indem wir Klima-Aktionstage, Klima-Projekttage und andere Projekte unterstützen. Denn die Bewegung Fridays for Future zeigt, wie groß das Potenzial informierter junger Menschen für den Klimaschutz ist. > Bildung > Umwelt- und Naturschutz
7. Klimaanpassung: Mit Entsiegelung, Begrünung und Frischluftschneisen ein gutes Stadtklima erhalten
Neben der Hauptaufgabe „Klimaschutz“, also Maßnahmen zur Senkung der CO 2-Emissionen, denen wir uns in diesem Kapitel intensiv widmen, gibt es auch die Herausforderung der„Klimaanpassung“. Dabei geht es um geeignete Maßnahmen zur Anpassung an die derzeit nicht mehr aufhaltbare Temperatursteigerung.
>>> Um der drohenden lokalen Überhitzung entgegenzuwirken, setzen wir GRÜNE uns dafür ein, dass Grünflächen, Bäume und Frischluftschneisen erhalten und vermehrt werden; Flächen müssen entsiegelt, Dächer und Fassaden begrünt werden. > Stadtentwicklung und Mobilität > Umwelt- und Naturschutz